hunderttausend.de: Du stammst aus Rheinland-Pfalz. Wie hat es dich nach Berlin verschlagen?
Mark Forster: Ich bin in Kaiserslautern geboren, habe aber meine Kindheit und Jugend im schönen Winnweiler verbracht. Ein toller Ort, um aufzuwachsen, mit unglaublich viel Freiheit und Platz. Irgendwann wollte ich dann doch noch mal die Luft der großen weiten Welt schnuppern und wurde in Berlin zum Jura-Studium zugelassen. Jura war prima: Kein Mathe, Berlin und die Mutti war glücklich. Ich habe das Studium dann aber nach vier Semestern zu Gunsten der Musik abgebrochen.
Auf Deiner Facebook-Seite schreibst Du, dass Du Deinem rumänischen Klavierlehrer im Nachhinein ziemlich dankbar bist. Warum?
Ich war der faulste Klavierschüler der Welt, habe einfach nie geübt, sondern mir immer nur meine eigenen Melodien zurechtgeklimpert. Mein Klavierlehrer Homer, der in Rumänien ein bekannter Jazzpianist war und in den 80ern wegen des dortigen Regimes nach Deutschland floh, hat mich allerdings nie aufgegeben. Wir haben gemeinsam Jazz gespielt und auch Pop-Stücke von Sting oder den Beatles. Außerdem hat er sich mein Geklimper angehört und mich ermutigt zu singen. Heute bin ich kein großer Pianist, aber ich schreibe meine Songs noch immer genauso.
Dein neues Album trägt den Titel "Karton". Was verbirgt sich dahinter?
Auf dem Album ist ein Song, der auch "Karton" heißt - der erste Song, den ich für die Platte geschrieben habe. Ich hatte Liebeskummer und wollte dem Mädchen das Lied schicken, um sie damit zurückzuerobern. Als ich mir das Lied dann hinterher angehört hatte, stellte ich fest, dass es gar nicht um das Mädchen und unsere Beziehung ging, sondern viel mehr um mich selbst. Und das in einer Sprache und Offenheit, die ich vorher noch nicht für mich entdeckt hatte. "Karton" war für mich beim Schreiben des Albums also ein Richtwert an Offenheit und deswegen auch der Albumtitel. Das Mädchen habe ich damit aber nicht zurückgewonnen.
Deine Songtexte sind im Allgemeinen eher nachdenklich...
Ich versuche, in meinen Texten so unmittelbar wie möglich zu sein, also nur so zu singen, wie ich auch denke. Ein Text funktioniert für mich nur, wenn er echt ist und mich immer wieder berührt. Ich verstecke mich nicht hinter irgendeiner Attitüde oder folge einer Stilrichtung. Auf dem ersten Album schreibe ich viel über Zwischenmenschliches, aber auch über meine ganz eigenen Erkenntnisse und Weisheiten. Mal sehen, wohin mich das zweite Album führt, an dem ich gerade schreibe. Wenn ein Song von einer Band oder einem Künstler auf meine aktuelle Situation passt oder eine Erinnerung in mir weckt, wird er auf einmal ganz wichtig für mich. Ich hoffe, dass das mit meinen Liedern auch manchmal klappt.
Welche Situation hat dich denn auf den Jakobsweg geführt?
Ich war vor ein paar Jahren ziemlich unzufrieden mit dem Verlauf meines Lebens und hatte das Gefühl, irgendetwas Einschneidendes machen zu müssen, um der ganzen Sache eine Wendung zu geben. Ein Kumpel von mir brachte mich auf die Idee, den Jakobsweg zu gehen. Ich deckte mich also mit Equipment ein (Rucksack, Schuhe, Hose) und machte mich auf den Weg nach Frankreich. Als ich dort ankam, wollte ich sofort umkehren, hatte aber in Berlin allen erzählt, dass ich jetzt zwei Monate weg bin und mich selbst finde. Aus sozialem Druck lief ich also los - und es wurde zur besten Zeit meines Lebens. Man geht ja eigentlich nur den ganzen Tag spazieren, aber währenddessen spazieren auch alle Steine aus dem Bauch in den Kopf und lösen sich dort auf. Auf dem Jakobsweg habe ich mich entschieden, ein konsistentes Album zu schreiben und das irgendwie rauszubringen.
Vom Jakobsweg in die älteste Stadt Deutschlands: Was verbindest du mit Trier?
Ich war dort schon einmal auf einem Schulausflug. Ich weiß noch, dass ich mir mit 13 hier eine Mütze gekauft habe, die danach jahrelang meine Lieblingsmütze war. Außerdem studiert meine Schwester hier. Die ist ein bisschen sauer, weil ich sie noch nie besucht habe, aber jetzt kommt ja die Gelegenheit, haha!
Was erwartet die Trierer, wenn sie am 26.02.2013. in die Tuchfabrik kommen?
Erst mal bin ich mit meiner tollen, großen Band unterwegs, die alleine schon schön genug ist. Wir spielen die Songs des Albums, aber auch ein paar neue Stücke und B-Seiten, viele Songs in neuen, tollen Versionen. Als Support haben wir die bezaubernde Eva Croissant dabei, die letztes Jahr im Halbfinale bei "Voice of Germany" war. Es wird großartig, ich freue mich sehr auf das Konzert in der Tuchfabrik (jf).